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Hochbegabung

 

Vorbemerkungen zur Hochbegabung

 

Was ist Hochbegabung?

Hochbegabung meint zunächst eine besonders hohe kognitive Intelligenz, konkret ein Intelligenzquotient ³ 130. Sie wird in standardisierten Tests gemessen. Hinzu kommen als persönliche Fähigkeiten Kreativität und Motivation. Unentbehrlich sind aber auch sozi­ale Komponenten wie Familie, Schule und Freunde. Alle diese Faktoren haben einen we­sentlichen Einfluss darauf, ob eine Hochbegabung auch zum Ausdruck kommt. Wirklich erkennen lässt sich eine Hochbegabung i. d. R. zunächst durch außergewöhnliche Leis­tungen. Damit ist mehr gemeint als gute Schulnoten. Dazu zählt z.B. hohes Detailwissen, Beschäftigung mit für Jugendliche ungewöhnlichen Themen und / oder die intensive Be­schäftigung mit ungewöhnlichen Themen. Darüber hinaus geben eine Reihe von Merk­malen deutliche Hinweise. Zu diesen Merkmalen[1] gehören:

 

Merkmale des Lernens und Denkens

  • Hochbegabte haben in einzelnen Bereichen ein sehr hohes Detailwissen.
  • Ihr Wortschatz ist für das Alter ungewöhnlich.
  • Ihre Sprache ist ausdrucksvoll, ausgearbeitet und flüssig.
  • Sie können sich Fakten schnell merken.
  • Sie durchschauen sehr schnell Ursache-Wirkung-Beziehungen.
  • Sie suchen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
  • Sie erkennen sehr schnell zugrunde liegende Prinzipien.
  • Sie können außergewöhnlich gut beobachten.
  • Sie lesen sehr viel von sich aus und bevorzugen Bücher, die über ihre Altersstufe deutlich hinausgehen.
  • Sie geben in ihren Ausführungen zu erkennen, dass sie kritisch, unabhängig und wertend denken.
     

Arbeitshaltung und Interessen

  • Motivierte Hochbegabte gehen in bestimmten Problemen völlig auf.
  • Hochbegabte lieben großschrittige Aufgaben.
  • Hochbegabte können divergent denken.
  • Sie sind bemüht, Aufgaben stets vollständig zu lösen.
  • Sie sind bei Routineaufgaben leicht gelangweilt.
  • Sie streben nach Perfektion.
  • Sie sind selbstkritisch.
  • Sie sind mit ihrem Tempo oder Ergebnis nicht schnell zufriedenzustellen.
  • Sie arbeiten gern unabhängig, um hinreichend Zeit für das eigene Durchdenken ei­nes Problems zu haben.
  • Sie setzen sich hohe Leistungsziele und lösen (selbst) gestellte Aufgaben mit ei­nem Minimum an Anleitung und Hilfe durch Erwachsene.
  • Sie interessieren sich für viele „Erwachsenenthemen" wie Religion, Philosophie, Poli­tik, Umweltfragen, Sexualität, Gerechtigkeit in der Welt. (Manche Hochbegabte können gar nicht anders, als sich zu outen indem z. B. ein Mädchen der 5. Klasse erzählt, dass es immer wieder den „Spiegel“ liest.)
  • Egozentrische Interessenpriorität: - „Eigensinnige" Lernstrategien.
     

Merkmale des sozialen Verhaltens

  • Hochbegabte beschäftigen sich viel mit Begriffen wie Recht-Unrecht, Gut-Böse und sind bereit sich gegen „Autoritäten" zu engagieren.
  • Sie gehen nicht um jeden Preis mit der Mehrheit.
  • Sie sind individualistisch.
  • Sie akzeptieren keine Meinung von Autoritäten, ohne sie einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
  • Sie können gut Verantwortung übernehmen und erweisen sich in Planung und Orga­nisation als zuverlässig.
  • Sie kommen mit Alterskameraden wie mit Erwachsenen in der Regel gleich gut zu­recht, suchen ihre Freundschaften aber bevorzugt unter Gleichbefähigten.
  • Sie neigen schnell dazu, über Situationen zu bestimmen.
  • Sie können sich in andere einfühlen und sind daher für politische und soziale Prob­leme aufgeschlossen.
     

Diese Merkmale weisen zum einen darauf hin, dass Hochbegabung nicht nur ein beson­deres persönliches Attribut, sondern auch Ausdruck einer spezifischen Persönlichkeit ist. Zum anderen weisen sie aber zugleich darauf hin, dass in Bezug auf das schulrelevante Arbeitsverhalten die Grenzen zwischen überdurchschnittlich begabten Hochleistern und Hochbegabten fließend sind. In der internationalen Forschung zur Begabtenförderung spricht man deshalb auch von einem erweiterten Hochbegabtenbegriff. Eines der diffe­renziertesten Modelle ist das Münchner Hochbegabungsmodell nach Heller. Es zeigt, wie viele Faktoren gut zusammenwirken müssen, damit eine Hochbegabung auch zum Aus­druck kommt.

 

Hochbegabte Kinder und Jugendliche fördern?

Viele hochbegabte Kinder und Jugendliche können ihr Leistungspotenzial nicht automa­tisch (schneller, besser, weiter) entfalten. Sie brauchen eine besondere Förderung und Beratung. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie schnell unterfordert sind, sich lang­weilen und / oder stören. Andere ziehen sich in ihr Schneckenhaus zurück und werden möglicherweise depressiv. Schließlich bliebe die Chance ungenutzt, ihre Möglichkeiten im Klassenverband zu integrieren. (Zur psychischen, sozialen und persönlichen Situation vgl. www.logios.de). Warum werden besonders diese Jugendlichen gefördert und nicht die anderen, die es scheinbar nötiger haben? In unserer Gesellschaft ist die professionelle Förderung von Behinderten selbstverständlich. Hochbegabte toppen nicht einfach die Leistungsfähigkeit der meisten Jugendlichen, weil Hochbegabung mehr ist als „nur“ ein hoher IQ. Hochbegabung ist ein Ausdruck einer besonderen Persönlichkeit, wie sie nur unter Hochbegabten anzutreffen ist. Hierzu gehört auch, dass ihre Denkleistung oft ganz anders ist. Deshalb haben sie auch einen besonderen Anspruch auf Förderung.

Das Konzept der Beratung und Förderung von Hochbegabten an der NBS stellt eine Aus­gestaltung ihrer pädagogischen Grundprinzipien dar. Konkret: Die pädagogischen Grund­prinzipien erfahren eine Ausgestaltung und einen spezifischen Zuschnitt auf Hochbe­gabte.

 

Situationsbeschreibung an der NBS

Ausgehend von der Schülerzahl der NBS wären rein statistisch betrachtet etwa 35 - 40 Jugendliche hochbegabt. Da inzwischen vermehrt hochbe­gabte Kinder aufgrund von Empfehlungen durch das SSA und eine entsprechende Öffent­lichkeitsarbeit an der NBS angemeldet werden, ist die Zahl durchaus als realistisch anzu­sehen. Auch die bislang vorliegenden Listen auf der Basis von Lehrernennungen entspre­chen in etwa dieser Größenordnung. Wir gehen dabei von dem oben dargestellten er­weiterten Hochbegabtenbegriff aus. Orientierung bieten dabei die oben aufgelisteten Merkmale, wie sie in einer Häufung nur bei Hochbegabten und auch bei überdurch­schnittlich begabten Jugendlichen anzutreffen sind.

Von etwa der Hälfte der Kinder und Jugendlichen wissen wir, dass sie getestet wurden. Allerdings finden sich nur in Einzelfällen auch die entsprechenden Bescheinigungen in den jeweiligen Schülerakten. Über die andere Hälfte haben wir keine entsprechenden Infor­mationen. Sie wurden aufgrund von Gesprächen und der oben genannten Lehrernennun­gen in die Liste aufgenommen. Viele dieser Kinder und Jugendlichen fallen den Lehrerinnen und Lehrer aufgrund dieser Merkmale auf. Die Kollegen merken dabei auch, dass Sie diesen SuS aus vielerlei Grün­den nicht gerecht werden, obwohl sie es gerne wollten.

Stichprobenartige Befragungen der SuS auf der Basis von Fragebögen und Gesprächen haben ergeben, dass die Hochbegabten SuS an der NBS nicht das Gefühl haben eine be­sondere Förderung zu erfahren und sie ihr Potenzial ausschöpfen. Dies gilt, obwohl einige SuS aus der Sicht der Kollegen gefördert werden. Diese Diskrepanz sollte in keiner Rich­tung interpretiert werden. Einige SuS kommen zurecht. Gemeint ist damit, dass sie z. B. ab der 5. Klasse bereits 2 Fremdsprachen erlernen oder die eine oder andere zusätzliche AG besuchen. Nicht wenigen, vor allem jüngeren Hochbegabten SuS ist das in Bezug auf den schulischen Alltag zu wenig. Je älter sie werden, umso mehr passen sie sich den Ge­gebenheiten an. Aus der Forschung ist dieses Phänomen bekannt: Hb wollen möglichst gerade nicht auffallen, nicht anders sein, obwohl sie es sind. Je älter sie werden, umso mehr gelingt ihnen diese Anpassungsleistung.

In den vergangenen 10 Jahren Hochbegabungsförderung haben viele Lehrerinnen und Lehrer auf der Basis an Kompetenz erheblich hinzugewonnen. Erkennbar ist dies z.B. daran, dass die Zahl der Benennungen insbesondere in den Jahrgängen 5 und 6 zuge­nommen hat und sich knapp unter dem statistischen Wert von 2,5 Prozent eines Jahr­gangs bewegt. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass nicht alle genannten SuS auf­grund ganz unterschiedlicher Gründe auch tatsächlich eine Förderung durch die Schule wünschen. Ein Grund ist z.B. dass sie außerhalb der Schule mit verschiedenen Aktivitäten schon ausgelastet sind.

Die Kompetenz der NBS hat sich insoweit herumgesprochen, dass Eltern aufgrund dieses Konzeptes ihre Kinder an der NBS anmelden. Manche Eltern melden auch ihre Kinder aufgrund von vermeintlichen oder tatsächlichen negativen Erfahrungen an anderen Schulen an die NBS um. Die Ummeldung verbinden sie mit dem verständlichen Wunsch nach Unterstützung in den eigenen Förderbemühungen. Für diese Eltern ist es allerdings eine Umstellung in der Realität zu erfahren, dass die Förderangebote der NBS sich von den eigenen Vorstellungen unterscheiden.

 

Bedarf

Die hochbegabten SuS bilden in Bezug auf ihre Persönlichkeit die Breite aller Jugendli­chen der NBS ab. Dies gilt sowohl für ihr soziales Verhalten als auch für ihr Arbeitsverhalten und ihre tatsächlich erbrachten Leistungen. Einzelgespräche haben gezeigt, dass sie aber gerne mehr - im Sinne von vertieft und anderes - lernen würden. Gleichzeitig entsprechen sie in keiner Weise einem öffentlichen Klischee von Hochbegabten. Sie wol­len nicht ständig lernen. Einige haben Schwierigkeiten mit strukturiertem Lernen und benötigen eine besonders zeitintensive persönliche Zuwendung.

Die meisten von ihnen fühlen sich aber im regulären Unterricht unterfordert. Je nach ih­rem sozialen Verhalten fallen sie mit diesem Gefühl mehr oder auch weniger auf. Die hochbegabten Jugendlichen haben spezifische thematische Interessen, denen am ehesten ein schuli­scher Kontext gerecht werden kann. Akzeleration – also das Überspringen einer Klasse - ist eigentlich für alle kein Thema. Dies gilt auch für die Möglichkeit, zunächst nur in ei­nem Fach den Unterricht in der nächsthöheren Klasse zu besuchen.

Die Eltern schicken ihre hochbegabten Kinder gezielt an die NBS, weil sie eine Förderung erwarten, die sowohl im schulischen Alltag angesiedelt ist als auch der besonderen Per­sönlichkeit ihrer Kinder entspricht. Die Eltern haben die Erfahrung gemacht, dass nach­mittägliche Zusatzangebote das Lernverhalten ihrer Kinder kaum verbessern, weil z. B. die Zufriedenheit in diesen Angeboten eben nicht automatisch zu einer besseren Motiva­tion in Bezug auf die schulische Arbeit führt. Das heißt auch, dass sie mehr erwarten als spezielle AGs am Nachmittag. An Informationsabenden zeigen sie deutliches Interesse an anderen Angeboten. Hier erwarten sie professionelle Unterstützung.

Für diejenigen Eltern, die ihre Kinder aufgrund von vermeintlichen oder tatsächlichen negativen Erfahrungen an anderen Schulen an die NBS umgemeldet haben und nun erle­ben, dass die Förderangebote der NBS sich von den eigenen Vorstellungen unterschei­den, besteht aufgrund dieser Differenzerfahrung ein erhöhter Beratungsbedarf.

Die Lehrerinnen und Lehrer der NBS erwarten ein differenziertes Unterstützungsangebot. Dies reicht von Einzelfallberatung über Fortbildung zur Binnendifferenzierung bis hin zur Möglichkeit, den Hochbegabten die Möglichkeit für eigenständiges Lernen und Arbeiten zu bieten.

 

Adressaten der Fördermaßnahme

Für die unten dargestellten Fördermaßnahmen kommen überdurchschnittlich begabte Hochleister und motivierte und hochleistende hochbegabte SuS in Frage, die häufig im Unterricht unterfordert sind. Sie „finden den Weg“ in die Fördermaßnahme aufgrund von vielen Möglichkeiten. Dazu gehören

  • Beobachtung der SuS im Unterricht durch die Lehrerinnen und Lehrer.
  • Gespräche der Lehrerinnen und Lehrer mit den Beauftragten zur Hochbegabtenför­derung über leistungsfähige Schüler.
  • Einzelgespräche mit den in Frage kommenden SuS und deren Eltern
  • ”Scannen“ in Zeugniskonferenzen.
  • Teilnahme der Schüler an AGs und Ergebnisse von Wettbewerben.
  • Ergebnis von (schul-)psychologischen Tests.
  • Meldung einer vorliegenden Hochbegabung bei der Schulanmeldung.
  • Eine Hilfe sind in diesem Zusammenhang Checklisten, die in Büchern zur Begabten­förderung zu finden sind.

Ein zentrales Kriterium wird immer die Motivation und Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der in Frage kommenden SuS sein. Underachiever können zurzeit – wenn überhaupt - nur im Rahmen eines individuellen Beratungsprogramms (Mentoring s. u.) gefördert werden. Hierfür muss die Schule von deren Testung erfahren. Ohne Testung wird es ohne spezielle Fachkenntnisse Lehrern nur in Einzelfällen gelingen Underachiever zu erkennen.

Für die Zukunft erscheint es auf der einen Seite wünschenswert, wenn Klarheit durch Testungen hergestellt würde. Dafür wären aber eine ganze Reihe von Fragen zu klären; diese wären beispielsweise:

  • Können und sollen nur getestete Jugendliche in das Förder- und Beratungskonzept aufgenommen werden?
  • Welche Rolle spielt Hochbegabung in den schickenden Grundschulen?
  • Sollen alle von den Lehrerinnen und Lehrer genannten Kinder und Jugendlichen au­tomatisch auch getestet werden?
     

Auf der anderen Seite hat die NBS einen integrierenden Auftrag. Es soll keinen „Hochbegabtenzweig“, und sei es nur in abgespeckter Form, geben. Dann aber bedarf es einer ständigen Abfrage nach möglichen (Hoch-) Begabten mit all dem beschriebenen Klärungsauf­wand. Denn eine Überforderung soll auch vermieden werden.

 

Beratung

Die beiden Beauftragten für die Hochbegabung leisten ein umfangreiches Beratungsprogramm.

1. Eltern

Die Eltern von hochbegabten Kindern und Jugendlichen haben einen hohen Beratungsbedarf. Dazu gehören Fragen von „Ist mein Kind normal? Über Fragen des Lernverhaltens über Fragen weiterer Fördermöglichkeiten z. B. während der Ferien bis hin zu Schullaufbahnberatung. Manche Fördermaßnahmen, insbesondere für Underachiever, brauchen die Zusammenar­beit mit den jeweiligen Eltern; auch hierzu müssen regelmäßige Beratungen durchgeführt und Vereinbarungen verabredet werden, die wiederum in Förderplänen aktualisiert wer­den.

Hinzukommen Gespräche mit Eltern, die bisher von der Hochbegabung ihrer Kinder nichts wussten. Mit ihnen müssen Diagnosegespräche geführt werden, die dazu dienen, eine entsprechende Vermutung zu verifizieren bzw. zu falsifizieren.

2. Kolleginnen und Kollegen

„In meiner Klasse ist ein Schüler, der… Könnte das ein Hochbegabter sein? Kannst du bei einem Gespräch dabei sein? Denn ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll?“ Mit sol­chen und ähnlichen Anliegen wenden sich Kollegen an die Beauftragten für die Hochbe­gabung. Erhärtet sich durch die Prüfung die Vermutung, dass eine Hochbegabung vor­liegt, dann geht es neben der Klärung der jeweiligen Problematik auch um die Erarbei­tung des weiteren Vorgehens, z.B. ein Elterngespräch mit dem Ziel, eine Testung vor­nehmen zu lassen bis hin zu Fördermaßnahmen und der Festlegung der Zuständigkeit bei der folgenden Betreuung. Auch dann, wenn es sich die Vermutung doch nicht bestätigt, so können doch manche Hinweise aus der Hochbegabtenförderung hilfreich sein. („Mit der Flut schwimmen alle Schiffe.“ J. Renzulli)

Hinzu kommt die Fachberatung oder Unterstützung bei der Erarbeitung von Möglichkeiten zur Vertiefung des Unterrichts. (Enrichment)

3. Schülerinnen und Schüler

Das Ziel jeder Beratung der SuS ist die Erstellung eines individuell maßgeschneiderten Förderprogramms. Dadurch werden die Kinder und Jugendlichen nicht nur in fachlicher und persönlicher Hinsicht gefördert. Sie und ihre Eltern fühlen sich in ihrer Persönlichkeit verstanden und angenommen. Es bleibt das nachhaltige Gefühl, dass man sich an der NBS um sie kümmert.

Die Beratung beginnt bei einer individuellen Potenzial- und Bedarfsanalyse. Dazu ge­hört

  • ein Fragebogen, der von dem einzelnen Schüler beantwortet wird
  • ein Fragebogen, der von seinen / ihren Eltern beantwortet wird
  • ein Gespräch mit dem jeweiligen Klassenlehrer
  • ein Gespräch mit dem Schüler
  • ein Gespräch mit seinen Eltern
  • aufzeigen von Förderangeboten, die für den Schüler passen
  • überprüfen, ob die wahrgenommene Förderung noch „passt“ und eine evtl. Anpas­sung.

Eine spezifische Beratung ist in Konfliktfällen nötig:

  • Es geht zum einen um soziale Probleme (z. B. Ausgrenzung bis hin zum Mobbing, soziales Fehlverhalten)

Es geht zum zweiten um Fragen der Motivation und des Lern- und Arbeitsverhal­tens. In beiden Fällen kann das Gespräch sowohl von den hb SuS als auch von den Lehrerin­nen und Lehrer als auch den Eltern gesucht werden.

 

Mentoring

Für Underachiever wirkt die persönliche Ansprache wie ein Lebenselixier. Diese Anspra­che geschieht in Bezug auf die schulische Arbeit durch ein zeitintensives kombiniertes Beratungs- und Förderangebot. Im Rahmen eines Mentoring sind die Übergänge von Be­ratung und Förderung fließend. In Bezug auf die unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer ist das Mentoring als Ergänzung und Unterstützung zu verstehen. Für die betroffenen SuS bietet es eine professionelle Bezugsperson, die sie unabhängig von einer Notenge­bung begleitet.

 

Förderangebote

Auf der Basis der oben dargestellten Beratung erhalten die SuS ein Förderangebot. Sie entscheiden sich dann, welches Angebot sie wahrnehmen wollen. Die Angebote beziehen sich im Wesentlichen auf folgende drei Bereiche:

  • Förderangebot im Rahmen des regulären Unterrichts
  • Innerschulisches individuelles Lernangebot parallel zum Unterricht
  • innerschulische Pull-Out-Maßnahme
  • Außerschulische Angebote

 

Förderangebot im Rahmen des regulären Unterrichts

Die SuS erhalten ein Angebot bezogen auf ein aktuelles Unterrichtsthema. Dies kann sich auf jedes Unterrichtsfach beziehen. Sie vertiefen und / oder erweitern hierbei das Unterrichtsthema. Grundsätzlich wird in den nächsten Jahren ein Themenpool erstellt und in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachkollegen ständig aktualisiert. Die SuS erarbeiten das Thema selbstständig und werden u. U. teilweise hierfür vom regulären Unterricht freigestellt. Am Ende des Unterrichtsthemas stellen die SuS ihr Ergebnis im Rahmen ei­ner Präsentation ihrer Klasse vor.

Für dieses Projekt wird zunächst ein Förderplan erstellt. Für die Umsetzung unterschrei­ben die SuS eine Vereinbarung mit dem Fachlehrer und ggf. mit dem begleitenden Be­auftragten für Hochbegabung. In dieser Vereinbarung werden das Thema, das Ziel, die Zeitplanung und weitere organisatorische Rahmenbedingungen festgehalten. Über das Projekt führen die SuS ein Lerntagebuch, in dem sie Zwischenergebnisse etc. festhalten. Dieses Tagebuch dient auch einem Evaluationsgespräch. Je nach Vereinbarung wird die­ses Gespräch mit dem Fachlehrer oder dem Beratungslehrer durchgeführt. Über die Pro­jekte erhalten die SuS ein Zertifikat, das in das Portfolio der SuS eingeht. Die Eltern unterschreiben die Kenntnisnahme dieser Fördermaßnahme.

 

Pull-Out-Maßnahme

Weil Hochbegabung auch Ausdruck einer spezifischen Persönlichkeit ist, lernen Hochbegabte auch anders. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wird eine AG als Pull-Out-Maßnahme eingerichtet werden. Die Kinder der Jahrgänge 5 – 7 besuchen einmal wöchentlich für die Dauer einer Doppelstunde eine AG, die speziell für Hochbe­gabte eingerichtet wird. Sie verpflichten sich schriftlich, die im regulären Unterricht ver­säumten Themen selbstständig nachzuarbeiten. Deshalb kommen für diese Fördermaßnahmen nur überdurchschnittlich begabte Hochleister und motivierte und hochleistende hochbegabte SuS in Frage, die häufig im Unterricht unterfordert sind.

Während dieser AG erhalten die SuS die Möglichkeit ein selbst gewähltes Thema zu erar­beiten. Dies kann auch als Gruppenarbeit geschehen. Die Themen sind entweder das Er­gebnis der oben dargestellten Beratung oder selbst gewählt. In der Regel wird den Kin­dern ein Vorschlag gemacht, der in einem der drei Aufgabenfelder angesiedelt ist. Der Vorschlag basiert auf vorhandenen Materialien. In der AG tauschen sich die Kinder und Jugendlichen regelmäßig über ihre Ergebnisse aus. Sie erfahren auf diese Weise Anre­gungen und konstruktive Kritik von Entwicklungsgleichen. Darüber hinaus werden Inputs gegeben, die für die Arbeit für alle Teilnehmer von Relevanz sind, z.B. spezifisches Methodentraining.

Zu dieser Maßnahme werden die SuS von ihren Eltern schriftlich angemeldet.

Der zuständige Beauftragte betreut und begleitet die SuS in der Umsetzung ihrer Arbeit. Darüber hinaus koordiniert er die fachliche Begleitung mit einem Fachkollegen. (s. unten Personelle Ressourcen). Für die Jugendlichen der Jahrgänge 8 – 10 muss dieses Angebot noch fortentwickelt werden. Denkbar wäre ein längerfristiges Projekt. Zwei Beispiele mit Brainstorming-Charakter:

  • Ein Projekt könnte sein: Wir drehen einen Film. Vom Drehbuch bis zur Endproduktion. Das Thema des Films wird zusammen mit der Projektleitung erarbeitet.
  • Ein weiteres Projekt könnte im Bereich „Spanisch“ liegen. Stärkung der Zusammen­arbeit mit der Partnerschule in Nicaragua. Dazu gehört eine Überset­zung der Homepage, Interviews mit Kindern und Jugendlichen der Partnerschule über ihren Alltag. Die Ergebnisse dieser Interviews werden dem Fachbereich GL für das Thema „Kinder der Welt“ im Jg. 6 zur Verfügung gestellt.
     

Solche Projekte werden am Ende eines Schuljahres ausgeschrieben. Die Jugendlichen wählen sich ein. Auf diese Weise könnten die angewählten Projekte auch als Pull-Out-Maßnahme im Stundenplan der jeweiligen Projektleitung eingeplant werden.

Die Ergebnisse aller Projekte werden am Ende eines Schul(halb-)jahres in der Regel der eigenen Klasse vorgestellt. Die SuS erhalten über diese Arbeiten ein Zertifikat für ihr Portfolio.

Individualisierte Angebote

Grundsätzlich wird allen hochbegabten SuS ein auf sie zugeschnittenes Lernangebot er­stellt und halbjährlich überprüft. Es besteht in der Regel aus folgenden Grundkomponenten:

  • vertiefendes Lernangebot im Rahmen des selbstgesteuerten Lernens in den Jahrgän­gen 5 und 6; dabei können gleichzeitig kleinschrittige und sehr einfache Einstiegsaufgaben übersprungen werden;
  • Erlernen und einüben selbstständiger Projektarbeit in der AG-Hochbegabung;
  • Individuelles Erarbeiten eines langfristigen Projektes in den Aufgabenfeldern Natur­wissenschaften, Sprachen, Gesellschaftswissenschaften unter Begleitung ei­nes Fachlehrers während der Jg. 8-10.
  • Wahrnehmung eines Unterrichts- bzw. schulbegleitenden Projektes während der Oberstufe.

 

Außerschulische Angebote

Die hochbegabten SuS werden regelmäßig über außerschulische Angebote für Hochbegabte infor­miert. Die Angebote sind zum einen nachmittägliche AGs von freien Anbietern (z. B. dem Verein Hochbegabtenförderung e. V.), die in der Unterrichtszeit angeboten werden. Zum anderen sind dies Angebote während der Ferienzeit (z. B. Junior-Akademien, Angebote der Karp-Stiftung u. ä. m.).

 

Schulinterne Fortbildung

Alle dargestellten Maßnahmen brauchen die Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrer der NBS. Dies wiederum setzt einen Ausbau ihrer Kompetenzen in der Begabungsförderung voraus. Dies kann in umfassenden Maß und langfristig nur gelingen, wenn die Hochbegabtenförderung eingebettet ist in die individuelle Förderung aller SuS. Die schulinternen Fortbildungsmaßnahmen erfolgen deshalb nach dem Motto „Mit der Flut schwimmen alle Schiffe“. Nur wenn die Inhalte der Fortbildungen - oder Teile davon – auch für die pädagogische Arbeit mit den anderen Kindern und Jugendlichen anwendbar sind, werden sie voraussichtlich auch angenommen. Inhalte der schulinternen Fortbil­dungsmaßnahmen sind u. a.:

  • Erkennung und Diagnostik von (Hoch-)Begabung
  • Binnendifferenzierung aus der Perspektive der Hochbegabtenförderung
  • Variationen des Mentoring
  • Arbeiten mit dem Lerntagebuch
  • Förderung von Underachievern und anderen Leistungsverweigerern

 

Personelle Ressourcen

Die NBS hat zwei Kollegen mit der Beratung und Förderung von Hochbegabten beauf­tragt. Ihre Aufgabe ist im Wesentlichen

  • die Beratung des Kollegiums, der Eltern und der SuS
  • Koordinierung und Umsetzung der oben dargestellten Maßnahmen
  • Mentoring von einzelnen Underachievern
  • Die Akquisition und Organisation der schulinternen Fortbildung
  • Fachberatung in Konfliktfällen und bei sozialen Problemen
  • Die Gestaltung der AG „Hochbegabung“ für die Jahrgänge 5 – 7
  • Die Organisation von außerschulischen Pull-Out-Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kollegen und den jeweiligen Projektpartnern, z. B. Universitä­ten Frankfurt und Darmstadt.
     

Die Beauftragten verfügen auch über ein Netzwerk von Kollegen in allen drei Aufgabenfeldern. Diese Kollegen sind bereit, die Projekte, die in der Pull-Out-Maßnahme erarbeitet werden fachlich zu begleiten.

 


[1] Checkliste für Lehrer bei der Nominierung von hochbegabten Schülern (aus: Begabte Kinder finden und fördern, hrsg. Vom BMBF, 1997. Überarbeitete Fassung von Franz J. Mönks) Februar 2000.