Die Küste Afrikas ist der Ausgangspunkt für unzählige Menschen, die sich auf den Weg in ein besseres Leben machen. Für viele Gestrandeten ist Malta die erste Station in Europa. Aber wie viel Europa ist drin, wo Europa drauf steht?
Willkommen heißt hier Merhba. Klingt doch fast wie an der tunesischen Küste. Hier tragen die Menschen maltesische oder englische Vornamen, oft italienische Nachnamen. Sie essen gleichermaßen Lampuki (maltesische Goldmakrele), sowie Fish and Chips, Caponata als Beilage und Cassata als Dessert. Eine Mittelmeerküche mit britischen Elementen und nordafrikanischen Gewürzen. Dabei bezeichnen sie alles als selbstverständlich maltesisch.
Die Sprache selbst ist semitisch, trägt aber das Siegel der komplizierten Geschichte Maltas. Guten Tag heißt hier „bongu“ (wie in „buongiorno“ ausgesprochen). Mit „bonswa“ wünscht man einen Guten Abend (klingt fast wie „bon soir“). Und „kif int“ bedeutet „wie geht’s?“ Leicht wird ins Englische gewechselt, ohne dabei wirklich authentisch zu klingen – es bleibt am Ende doch die Sprache der Kolonialmacht.
Nirgendwo in Europa wird so natürlich code-switching praktiziert. Nationale Grenzen sind eine Illusion. Vasyl, der ukrainische Hotelmanager wird sich um die Klimaanlage bestimmt kümmern. Jorge, der Manager im Marine Park bevorzugt Spanisch und die Restaurants an der Promenade bieten auch Osteuropäische Spezialitäten an – weil jemand in der Küche doch so tollen Szegediner Paprikas kochen kann.
Soviel Europa an einem Ort! So selbstverständlich wird man hier gefragt: “Are you new here?“ Und nicht sofort “where are you from“? Woher man kommt, ist zweitrangig. Viel wichtiger ist, wohin man will.
Viele Grüße aus Europa